Ey Digga, was geht?! Jugendsprache von Schülern erforscht
Das Projekt „Ey Digga, was geht?!“ findet dieses Jahr zum 3.ten Mal unter Anleitung von Gardy Stein an der Stadtteilschule Helmuth Hübener statt . Wir danken hiermit der Budnianer Hilfe e.V. für ihre finanzielle Unterstützung.
Zusammenfassung:
Im Mittelpunkt des o.g. Projekts wird die Jugendsprache stehen, die ab einem Alter von etwa 12 Jahren von vielen Schülerinnen und Schülern mehr oder weniger bewusst aufgenommen und angewandt wird. Dabei wird es vor allem darum gehen, das Bewusstsein für die eigenen Sprechweisen zu schärfen, Unterschiede zu der deutschen Standardsprache herauszustellen und den TeilnehmerInnen somit zu ermöglichen, eine bewusste Wahl zu treffen zwischen ihrem „Slang“ und dem Deutsch, das als Norm in der Schule erwartet und gelehrt wird.
„Warum spricht man mit verschiedenen Gesprächspartnern anders? Was heißt eigentlich „richtiges“ bzw. „normales“ Deutsch? Wieso regen sich viele Erwachsene über unseren Sprechstil auf? Was bedeuten die Worte, die wir verwenden und wo kommen sie her? Wie könnte man eine Unterhaltung unter Kumpels ins Standard-Deutsche übersetzen? Was kann ich in verschiedenen Situationen mit dieser oder jener Sprachform erreichen?“
Mit diesen und weiteren Fragen werden wir uns beschäftigen, wobei natürlich die Interessen der teilnehmenden SchülerInnen besonders berücksichtigt werden.
Als Ergebnis des Projekts wird die Erstellung eines eigenen kleinen Wörterbuches angestrebt. Das gibt den jungen SprachforscherInnen auf der einen Seite ein Ziel, auf das sie kontinuierlich hinarbeiten können, ist auf der anderen Seite auch eine ideale Präsentation ihrer Leistungen.
Da Sprache eng mit der ebenfalls fest in der Jugendkultur etablierten Musik (vor allem HipHop und Rap) verknüpft ist, wird auch diese ein wichtiger Teil unseres Projekts sein. Wir werden uns aktuelle Liedtexte anhören und darüber sprechen, was die Künstler wohl damit sagen wollen. Unter der Anleitung eines jungen Künstlers könnt ihr selbst aktiv werden und eigene Texte schmieden, die dann vertont bzw. musikalisch unterlegt und möglicherweise sogar in einem Tonstudio aufgenommen werden.
Als Ausgleich zum anstrengenden Forscheralltag besteht zudem die Möglichkeit, kostenlos an einem „Singer&Songwriter-Kurs“ in den Vereinsräumen des LUKULULE e.V. teilzunehmen.
Idee und Philosophie des Projekts
Sprache umgibt uns vom ersten Moment unseres Lebens. Wir werden auf vielfältige Weise mit diesem Medium konfrontiert: indem wir anderen etwas mitteilen oder zuhören, beim Lesen von Büchern, Zeitungen oder Werbeplakaten, beim Schreiben und sogar beim scheinbaren Nichtstun, wenn wir z.B. Musik hören oder eine Fernsehsendung sehen. Dabei ist die aktive, metasprachliche Auseinandersetzung mit dieser essentiellen menschlichen Fertigkeit (also das Sprechen über die Sprache) zu einem großen Teil den Sprachwissenschaftlern vorbehalten. Auch wenn im Sprachunterricht in der Schule Literatur analysiert und Grammatik vermittelt wird, trifft dies in den seltensten Fällen auf große Begeisterung bei den Schülern – Akkusativ und Plusquamperfekt, Kreuzreim und Syntax bleiben für viele abstrakte Begriffe. Sobald die Deutschstunde vorbei ist, wendet man sich wieder den neuesten Pausengesprächen zu.
Dabei ist der alltägliche Sprachgebrauch ein weites und spannendes Feld, gerade in einer urbanen Umgebung. Hier treffen die verschiedensten Normen und Formen aufeinander: wir sprechen immer anders, je nachdem, ob die Eltern, die Lehrer oder die Freunde in der Clique unsere Ansprechpartner sind.
Gerade den Jugendlichen dient Sprache außerdem als identitätsstiftendes Merkmal. So sehr die Erwachsenen auch über den Verfall sprachlicher Normen schimpfen mögen, die Kids genießen es, sich mit „Ey, Diggah“ zu begrüßen und so ihre Gruppenzugehörigkeit zu betonen. Diese Identifizierung möchte ich nutzen, das Interesse der Jugendlichen am Medium Sprache zu wecken und ihnen zu zeigen, wie sie ihren eigenen sprachlichen Ausdruck selbst erforschen und dokumentieren können.
Da Sprache eng mit der ebenfalls fest in der Jugendkultur etablierten Musik (vor allem HipHop und Rap) verknüpft ist, wird auch dieses Medium ein wichtiger Teil unseres Projekts sein. Die Analyse aktueller Liedtexte und Diskussionen über die Motive der Künstler sollen dazu dienen, die Stimmung zu entkrampfen und eine Atmosphäre zu schaffen, die möglichst nicht nach Schule schmeckt, gleichzeitig aber Schule schmackhaft machen kann. In einem nächsten Schritt können die Teilnehmer dann in den Vereinsräumen des LUKULULE e.V. selbst aktiv werden und in einem bestehenden Kurs eigene Texte schmieden, die dann von erfahrenen Musikpädagogen vertont bzw. musikalisch unterlegt werden.
Thema und Fragestellung des Projekts
Im Mittelpunkt meines Projekts wird die Jugendsprache stehen, die ab einem Alter von etwa 12 Jahren von vielen Schülerinnen und Schülern mehr oder weniger bewusst aufgenommen und angewandt wird. Dabei wird es vor allem darum gehen, das Bewusstsein für die eigenen Sprechweisen zu schärfen, Unterschiede zu der deutschen Standardsprache herauszustellen und den Jugendlichen somit zu ermöglichen, eine bewusste Wahl zu treffen zwischen ihrem „Slang“ und dem Deutsch, das als Norm in der Schule erwartet und gelehrt wird.
Warum spricht man mit verschiedenen Gesprächspartnern anders? Was heißt eigentlich „richtiges“ bzw. „normales“ Deutsch? Wieso regen sich viele Erwachsene über unseren Sprechstil auf? Was bedeuten die Worte, die wir verwenden und wo kommen sie her? Wie könnte man eine Unterhaltung unter Kumpels ins Standard-Deutsche übersetzen? Was kann ich in verschiedenen Situationen mit dieser oder jener Sprachform erreichen?
Diese und weitere Fragen werden uns beschäftigen, wobei natürlich auch die Interessen der Teilnehmer bzw. der jeweiligen Schulleitung berücksichtigt werden können.
Als Ergebnis des Projekts wird die Erstellung eines eigenen kleinen Wörterbuches angestrebt. Das gibt den Teilnehmern auf der einen Seite ein Ziel, auf das sie kontinuierlich hinarbeiten können, ist auf der anderen Seite auch eine ideale Präsentation ihrer Leistungen. Die Gestaltung und Entscheidungen über den Inhalt dieses Wörterbuchs sind dabei Sache der jungen Forscher – die Projektleitung steht in diesem Prozess lediglich beratend und unterstützend zur Seite.
Weitere Themen, die in die Projektarbeit einfließen werden und Anregung zu Diskussionen mit den Teilnehmern bieten können, sind die folgenden:
– Grundbegriffe der Linguistik (Was ist der Unterschied zw. Adjektiv und Adverb? Was bedeutet Semantik, was ist Syntax, womit beschäftigt sich die Phonetik? etc.)
– Grundbegriffe der Soziolinguistik (Wer redet wann wie mit wem? Was bezeichnet man als Dialekt, was als Akzent? etc.)
– Respekt und Toleranz (Sollte nicht jeder so reden können, wie er möchte, ohne beispielsweise für seine Aussprache ausgelacht zu werden?)
– Instrumentalisierung von Sprache (Wie kann ich Sprache bewusst einsetzen, um meine Ziele zu erreichen? Welche Sprachform ist wichtig für z.B. Gespräche mit Lehrern, Eltern oder einem Chef?)
– sprachliche „Hygiene“ (Warum üben Schimpfwörter eine so große Anziehungskraft aus? Geht es nicht auch ohne?)
Inhaltliches Profil der beteiligten Projektpartner
Linguistin: Gardy Stein, geb. am 26.05.1977, ist Doktorandin am Fachbereich Orientalistik der Universität Hamburg. Ihr Magisterstudium der Afrikanistik, Ethnologie und Psychologie schloss sie im Jahre 2003 mit der Note „sehr gut“ ab und erhielt im Anschluss daran ein zweijähriges Doktorandenstipendium der Universität Hamburg. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit einer Jugendsprache, die in den urbanen Zentren Kameruns gesprochen wird. Resultierend aus einer frühen Spezialisierung auf die Soziolinguistik hat sie sowohl die notwendigen theoretischen Grundlagen für die Bearbeitung des oben umrissenen Themas als auch genügend Erfahrung im praktischen Arbeitsbereich der Methoden und Techniken der linguistischen Feldforschung.
An der Ganztagsschule Altonaer Straße wurde das beschriebene Projekt als Wahlpflichtkurs im Schuljahr 2007/08 zudem schon erfolgreich durchgeführt.
Kulturverein: LUKULULE e.V. (LUst durch KUnst und LUst am LEben) ist ein Verein, der Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bietet, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und dabei selbst kreativ gestalterisch tätig zu werden (die verschiedenen Kursangebote sind auf der Homepage www.lukulule.de einzusehen).
Die langjährige Zusammenarbeit mit den erfahrenen Künstlern (Musiker, Sänger, Tänzer) gewährleistet eine familiäre Atmosphäre und eine gleichbleibend hohe Qualität der Kursangebote. In unregelmäßigen Abständen führen unsere Kursleiter auch Workshops an verschiedenen Hamburger Schulen durch (z.B. Gymnasium Klosterschule, Schule Rellinger Straße, Schule Altonaer Straße etc.) und konnten so schon viele Erfahrungen im Umgang mit Schülerinnen und Schülern sammeln.
Die Entscheidung, welcher Kursleiter für den Bereich „Musik“ im Projekt eingesetzt wird, behält sich der Verein vor. Selbstverständlich wird die Partnerschule über die betreffende Person ausführlich in Kenntnis gesetzt.